Die Evolution des Black Metal: Von den Anfängen bis heute

Black Metal ist mehr als nur ein Musikgenre – es ist eine faszinierende, oft kontroverse Bewegung, die tief in die dunklen Abgründe der menschlichen Seele blickt. Von seinen rebellischen Anfängen in den 1980er Jahren bis zu seiner heutigen, weltweiten Präsenz hat sich Black Metal stetig weiterentwickelt, Grenzen überschritten und eine einzigartige kulturelle Bewegung geschaffen.

Die Geburt des Black Metal: Venom und die erste Welle

Die Geschichte des Black Metal beginnt in England. Die Band Venom prägte mit ihrem 1982 erschienenen Album “Black Metal” nicht nur den Namen des Genres, sondern legte auch den Grundstein für dessen thematische Ausrichtung: Antichristentum, Satanismus und eine düstere Atmosphäre. Zusammen mit Bands wie Bathory aus Schweden und Hellhammer aus der Schweiz bildete Venom die sogenannte ‘erste Welle’ des Black Metal. Diese Bands experimentierten mit Elementen aus Thrash- und Death-Metal, entwickelten jedoch einen roheren Klang. Venom führte zudem Pseudonyme ein, eine Praxis, die später von vielen Black-Metal-Bands übernommen wurde. Bathory trug maßgeblich zur Entwicklung des charakteristischen Black-Metal-Gesangs bei – hohe, kreischende Vocals. Hellhammer wiederum beeinflusste das Genre durch schnelle Gitarrenriffs. Aus Hellhammer ging später Celtic Frost hervor, die in den 1980er Jahren als eine der extremsten Metal-Bands überhaupt galten und somit einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des Black Metal leisteten, wie man bei ancientdreams.de nachlesen kann.

Norwegen und die zweite Welle

Die ‘zweite Welle’ des Black Metal, die in den frühen 1990er Jahren in Norwegen ihren Ursprung fand, gilt als die prägendste Phase des Genres. Bands wie Mayhem, Darkthrone, Burzum, Immortal und Emperor entwickelten den Sound weiter und schufen eine musikalische und ideologische Identität. Mayhems Debüt-EP “Deathcrush” (1987), eine Veröffentlichung der ersten Welle, hatte großen Einfluss auf die norwegische Szene, wie auf Wikiwand detailliert beschrieben wird. Der von Mayhem-Gitarrist Euronymous betriebene Plattenladen “Helvete” in Oslo wurde zum zentralen Treffpunkt der Szene – ein ‘Innerer Zirkel’, der christliche Werte ablehnte und sich stattdessen dem Okkultismus und norwegischen Sagen zuwandte. Diese ideologische Komponente trug maßgeblich zum Kultstatus des Black Metal bei.

Die dunkle Seite der norwegischen Szene

Die norwegische Black-Metal-Szene machte nicht nur durch ihre Musik aufmerksam, sondern auch durch extreme Auswüchse. Kirchenbrandstiftungen, Gewaltverbrechen und der Selbstmord von Mayhem-Sänger ‘Dead’ im Jahr 1991 sorgten für Schlagzeilen. Euronymous nutzte Deads Tod, um Mayhems ‘böses’ Image zu verstärken, und fertigte sogar Halsketten aus Fragmenten von Deads Schädel an, wie auf Wikiwand berichtet wird. Viele Protagonisten inszenierten sich als menschenverachtende Teufelsanbeter. Diese Selbstinszenierung, oft in Verbindung mit Corpsepaint und mittelalterlichen Waffen, war Teil einer Rebellion gegen gesellschaftliche Normen.

Musikalische Merkmale und Ästhetik

Black Metal zeichnet sich durch eine Reihe charakteristischer musikalischer Elemente aus.

Gitarrenspiel

Ein zentrales Element ist das Tremolo-Picking bei den Gitarren, eine Technik, bei der die Saiten extrem schnell und wiederholt angeschlagen werden, wodurch ein treibender Klang entsteht.

Schlagzeug

Ein weiteres wichtiges Merkmal sind die Blast-Beats im Schlagzeug – extrem schnelle, durchgehende Schläge auf der Bassdrum und der Snare, die einen chaotischen Rhythmus erzeugen.

Gesang und Produktion

Der Gesang ist typischerweise hoch, kreischend und verzerrt, oft als Ausdruck von Qual oder Aggression. Ein Beispiel für den Einsatz von Blast-Beats und Tremolo-Picking ist der Song ‘Freezing Moon’ von Mayhem. Die Produktionsqualität ist oft bewusst roh und ungeschliffen, was als ‘authentisch’ wahrgenommen wird.

Corpse Paint

In Bezug auf die Ästhetik ist Black Metal vor allem für das sogenannte Corpse Paint bekannt – eine schwarz-weiße Gesichtsbemalung, die ein skelettartiges Aussehen erzeugt. Dieses visuelle Element, oft kombiniert mit Bühnenkostümen, trägt zur Identität der Subkultur bei.

Ideologische Vielfalt im Black Metal

Im Kern ist Black Metal oft antireligiös, insbesondere antichristlich, und spiegelt eine Rebellion gegen Autoritäten und gesellschaftliche Normen wider. Diese ideologische Haltung ist jedoch nicht einheitlich.

Satanismus, Paganismus und Nihilismus

Einige Anhänger bekennen sich zum Satanismus oder Paganismus (Heidentum), während andere eine eher nihilistische oder menschenfeindliche Weltanschauung vertreten. Die norwegische Szene war besonders vom Paganismus und einer romantisierten Sicht auf die vorchristliche skandinavische Kultur geprägt.

Globale Perspektiven und Kontroversen

Mit der globalen Ausbreitung des Black Metal entstanden auch Debatten über kulturelle Aneignung und Authentizität. Was ‘wahren’ Black Metal ausmacht, wird innerhalb der Szene bis heute diskutiert. Ein Beispiel für diese Debatte ist die Kontroverse um Bands aus nicht-skandinavischen Ländern, die Black Metal spielen, und die Frage, inwieweit sie die ursprünglichen Ideale und Ästhetiken des Genres authentisch repräsentieren können.

Weiterentwicklung und globale Ausbreitung

Black Metal hat sich stetig weiterentwickelt und diversifiziert. Neue Bands entstanden, die auch Einflüsse aus anderen Genres wie Hardcore Punk, Industrial oder Ambient integrieren. Diese Bands nähern sich dem Black-Metal-Phänomen auf unterschiedliche Weise an, übernehmen bestimmte Elemente, verwerfen andere und schaffen so neue Formen. Diese Entwicklung führte zu moderneren Spielarten wie Post-Black Metal, der im Musikjournalismus zunehmend Beachtung findet, wie im Deutschlandfunk berichtet wird. Bands wie Alcest aus Frankreich oder Deafheaven aus den USA sind bekannte Vertreter des Post-Black Metal. Auch die US-amerikanische Band Uada zeigt, wie sich Black Metal weiterentwickelt hat – weg von exzessivem Wahnsinn, hin zu struktureller und musikalischer Präzision, wie in der WELT zu lesen ist.

Die britische Black-Metal-Szene

Obwohl Großbritannien als Geburtsort des extremen Metal gilt, entwickelte sich eine eigenständige Black-Metal-Szene dort zunächst nur langsam. Nach Venom gab es lange Zeit nur wenige nennenswerte Bands. Cradle of Filth gilt als eine der ersten prägenden britischen Black-Metal-Bands. Im Gegensatz zu den Szenen in Norwegen oder Schweden fehlte es in Großbritannien in den 1990er Jahren an einem starken Gemeinschaftsgefühl. Erst in jüngerer Zeit hat sich die britische Szene gewandelt, mit einer neuen Generation von Bands wie Winterfylleth und Wodensthrone, die ein stärkeres Gefühl der Solidarität zeigen, wie bei The Quietus nachzulesen ist.

Black Metal weltweit

Black Metal ist längst kein rein europäisches Phänomen mehr. Überall auf der Welt haben sich lokale Szenen entwickelt, die den Black Metal mit eigenen kulturellen Einflüssen verbinden. In Südamerika, beispielsweise in Brasilien, gibt es eine lebendige Szene. In Asien, insbesondere in China und Japan, haben sich ebenfalls eigenständige Szenen herausgebildet.

Black Metal heute: Zwischen Anerkennung und Kontroverse

Trotz seiner düsteren Ursprünge hat Black Metal in Norwegen eine bemerkenswerte Anerkennung erfahren. Er wird dort als Kulturgut betrachtet und ist zu einem gesellschaftlichen Faktor geworden. Die norwegische Regierung schult ausländische Diplomaten in ‘True Norwegian Black Metal’, um ein tieferes Verständnis für die norwegische Kultur zu vermitteln, wie WIRED berichtet. Black Metal hat Generationen von Extreme-Metal-Bands geprägt und zahlreiche Künstler beeinflusst. Die Szene wirft immer noch Fragen nach der Authentizität in der Kunst auf. Die komplexen Themen des norwegischen Black Metal machen ihn zu einem faszinierenden Studienobjekt für zeitgenössische Künstler, wie Forbes berichtet.

Das Erbe des Black Metal: Ein Blick in die Zukunft

Black Metal hat sich von seinen Underground-Anfängen zu einem globalen Phänomen entwickelt, das sich in einem stetigen Prozess der Weiterentwicklung befindet. Trotz aller Kontroversen bleibt Black Metal eine einflussreiche und dynamische musikalische und kulturelle Kraft. Die norwegische Black-Metal-Szene der 1990er Jahre prägte das Genre nachhaltig und inspiriert bis heute Künstler und Musikliebhaber. Black Metal ist mehr als nur Musik – es ist ein Spiegelbild der dunklen Seite der menschlichen Existenz, eine Rebellion gegen Konventionen und eine Suche nach neuen Ausdrucksformen. Die Zukunft des Black Metal bleibt offen, aber eines ist sicher: Seine unaufhörliche Suche nach neuen Ausdrucksformen wird auch in Zukunft nicht verstummen.